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Es fällt uns auf, dass wir in letzter Zeit immer häufiger Fragen zu Flachs als Baumaterial gestellt bekommen. Kommt das, weil Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen immer aktueller wird und im Trend ist, oder liegt es daran, dass wir eins der wenigen Unternehmen sind, die Flachs im Bauprozess nutzen? Kommt es daher, dass wir vor kurzem im Fernsehen auf RTL7 bei ‘De Succesfactor‘ (Der Erfolgsfaktor) über Flachs und dessen hervorragende Eigenschaften berichten durften?

Wie dem auch sei, unserem Empfinden nach hat Flachs innerhalb der Baubranche noch immer nicht die Bekanntheit, die er eigentlich verdient hätte, schließlich verarbeiten wir ihn schon 43 Jahre als Kern unserer Trennwände – zur größten Zufriedenheit unserer Händler und Endverbraucher. In diesen ganzen Jahren sind wir auf kein vergleichbares Material gestoßen, das auch nur annähernd dieselben einzigartigen Eigenschaften wie Flachs besäße.
Es ist also an der Zeit, dies ausführlicher zu erläutern…

Von Pflanze zur Trennwand

Flachs ist eine der ältesten bekannten Faserpflanzen der Welt. ‘Linum Usitatissimum’ heißt diese Pflanze auf lateinisch. Linum steht für das Gewebe, das aus dieser Pflanze gemacht werden kann – das Linnen. Usitatissimum bedeutet: sehr nützlich. Flachs ist eine Kulturpflanze, die hervorragend gedeiht auf den Lehmböden der Niederlande (Zeeland), Belgien und Nord-Frankreich – in Kombination mit dem hier herrschenden Klima. Es wird zwar auch in anderen Ländern angebaut, aber nirgendwo ist die Qualität so hoch wie hier in West-Europa. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen 2 Sorten: Ölflachs und Faserflachs. Ölflachs ist bestimmt für die Gewinnung ölhaltiger Samen, allgemein bekannt als Leinöl. Leinsamen und Leinöl befinden sich u.a. in Dressings und Margarine (es ist gut für die Darmflora!), Brot, Heilmitteln, Viehfutter, Kosmetik, sie sind aber auch ein Rohstoff für u.a. Linoleum und Farben.
Faserflachs wird dagegen primär gezüchtet für die Produktion von Leinen und Garnen (Langfasern). Daraus wird überwiegend Kleidung, Tisch- und Bettlinnen gemacht. Bei dieser Produktion und bei der Weiterverarbeitung entstehen Nebenprodukte wie:

  • mittellange Fasern, ebenfalls für die Textindustrie (Mischgarne) aber auch für die Produktion von Dämmmaterialien für den Bau.
  • die Kurzfasern, die hauptsächlich als Rohstoff für Papier dienen (aufgrund der hohen Reißfestigkeit)
  • und die holzartigen Bestandteile (verholzte Zellen). Bis Mitte der 50er Jahre wurden diese holzartigen Bestandteile überwiegend vernichtet, aber seit dieser Zeit werden sie zu stabilen Platten gepresst.

Wie fest ineinander verschränkte kleine Finger

Und jetzt wird es interessant für den Bau….eine stabile Platte gemacht aus einem Nebenprodukt das bei der Verarbeitung von Faserflachs abfällt…? Es handelt sich hier also um den holzartigen Kern dieser Pflanze, auch als ‘Flachsscheben’ oder ‘Flachslehmen’ bezeichnet.

Nachdem der Flachs vom Feld geholt und die Samenkapseln entfernt wurden (Riffeln), wird die Pflanze mechanisch bearbeitet, wobei die holzähnlichen Teile vom Flachs getrennt werden (brechen und hecheln). Diese Holzteilchen werden aufgefangen, in einer anderen Fabrik wird Leim hinzufügt und alles auf dem Band verteilt, um anschließend gepresst zu werden. Die feinen langen Scheben verschränken sich wie kleine Finger ineinander und bilden so eine stabile Flachs(scheben)platte! Diese Platten kommen dann auf dem Bau zum Einsatz bei der Innenausstattung wie z.B. Türen, Küchenplatten und Trennwände.

Dass Flachs also ‘Usitatissimum’ als lateinischen Namen erhalten hat, ist berechtigt. Jeder kleine Bestandteil der Pflanze wird bis in den Kern genutzt, man kann alles Mögliche daraus machen, auch stabile Trennwände!

Selbstverständlich hat Faay vor gut 43 Jahren gründlich darüber nachgedacht, welche Eigenschaften eine ‘nichttragende Trennwand’ eigentlich besitzen müsste. Und wie man zu dem optimalen Mix von Eigenschaften kommen könnte, abzielend auf einerseits die Eigenschaften klassischer hohler Trennwände und andererseits die Eigenschaften gemauerter Wände.

Der ideale Mix ist dann also eine leichte nichttragende Trennwand mit einem massiven Kern, stabil und robust (lies: stoßfest), schnell montierbar, an der man auch noch etwas aufhängen kann, ohne Unterkonstruktion und ohne vorher darüber nachdenken zu müssen, wo man etwas aufhängen möchte. Dabei kann man auch an (schwere) Gegenstände wie Waschbecken, freihängende Toiletten, Küchenschränke oder Treppengeländer denken. Die zum Standard gehörenden vorproduzierten Installationskanäle im Kern der Platten sorgen zudem dafür, dass auch das Verlegen von Stromleitungen in der Wand kein Problem mehr darstellt.

Warum Flachs statt Holzspanplatte im Kern?

Um die oben beschriebenen Merkmale zu erfüllen, kann man natürlich auch eine Holzspanplatte nutzen, sie ist auch stabil, widerstandsfähig und praktisch, jeder weiß, dass man einfach darin schrauben kann. Aber um daraus etagenhohe Trennwandpaneele machen zu können, bedarf es viel und schwerer Arbeit. Wie sich herausstellte hatte die Flachsplatte fast dieselben Eigenschaften wie eine Holzspanplatte aber 35-40% weniger Gewicht.

Flachs hat zudem noch eine andere wichtige Eigenschaft: Eine Holzspanplatte – die aus losen Holzteilchen besteht- brennt, während Flachs – mit seinen feinen Scheben und der zäheren Struktur- nur schlecht brennt, es schwelt eher. Kurz und gut, dieses Produkt hat bei einem Brand sogar noch eine besonders hemmende Eigenschaft.

FSC® auf Flachs gerne!

Neben 2 ISO Zertifikaten in Bezug auf Qualität und Umwelt hängt auch ein FSC® und ein PEFC- Zertifikat bei uns an der Wand. Nachhaltigkeit hat für uns hohe Priorität. Wir haben ab und zu mal die Nachfrage vom Markt erhalten, ob wir Flachsplatten mit einem FSC-Siegel liefern könnten. Aber das geht natürlich nicht. Flachs ist eine Pflanze und kein Baum. Sie wächst nicht in einem Wald, sondern auf dem Feld und hat also nichts mit einem nachhaltig bewirtschafteten Wald zu tun. Selbstverständlich liefern wir aber Trennwände mit einem dieser Gütesiegel, indem wir die Flachsplatten doppelt bekleben mit Holzspan- oder MDF, die das jeweilige Gütesiegel tragen.

Aber gerade wenn es um nachhaltiges Bauen geht, sind Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen – wie Flachs – eine sehr interessante Option. Während der Zucht nimmt der Flachs nämlich CO2 auf und verwandelt diesen in Sauerstoff und während des Verarbeitungsprozesses hat es einen geringen Energiegehalt und darum wenig Einfluss auf die Umwelt. Zudem beschränkt die regionale Zucht und Verarbeitung von Flachs den umweltverschmutzenden Transport auf ein Minimum.

Es ist darum auch irgendwie schade, dass beispielsweise auf Schulen noch (zu) viel die klassischen ‘hohlen‘ Systeme gelehrt werden, wie beispielsweise das Ständerwerk mit Gipskartonplatten. Und das, obwohl die umwelttechnischen Vorteile eines nachhaltigen und umweltfreundlichen Komplettsystems, so wie wir es kennen, auf diese Weise im Hinblick auf die Zukunft des Bauwesens nicht die erforderliche Aufmerksamkeit erhalten.

Allerdings nimmt man in den letzten Jahren eine Tendenz wahr hin zu natürlichen Baumaterialien. Beispiele dafür sind Miscanthusfasern (besser bekannt als Elefantengras) und Faserhanf. Interessante Materialen, mit denen wir uns auch intensiv beschäftigen. Wäre es nicht auch für Schulen interessant, um sich damit zu befassen?

Es hat auch seinen guten Grund, dass ein Bauunternehmer mir im Nachhinein Recht geben musste, als ich ihn warnte, dass wenn er einmal eine Faaywand eingesetzt hätte, er nichts Anderes mehr haben wollen würde. Oder etwa nicht?

Wenn Sie noch Fragen haben über Flachs, wenden Sie sich gerne an uns!

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